Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten werden viele „neue” Verfahren entwickelt und propagiert, um die Biogasausbeute aus den Substraten zu steigern. Die bekanntesten Techniken am Markt sind
- Enzymeinsatz zum Aufschluss und zur Viskositätsminderung
- mechanischer Aufschluss durch Zerkleinerer oder Extruder
- Ultraschallaufschluss
- thermischer Aufschluss durch Erhitzen.
Ich habe mir alle diese Techniken angesehen und sie bewertet. Teilweise habe ich eigene Untersuchungen durchgeführt, mich mit Kollegen abgestimmt und festgestellt, dass es sich schon lohnt, genau hinzusehen. Anfangen will ich mit den Enzymen.
Enzyme haben den Charme, dass keine Investitionen erforderlich werden. Etwas Enzyme in den Fermenter, schon wird viel mehr Biogas produziert, weniger Rührenergie benötigt und alles wird gut – verspricht die Werbung.
Als ich 2007 erstmals Enzyme eingesetzt hatte um die Schwimmdecke in einer Anlage zu beseitigen, die sehr viel GPS verarbeitet hatte, schienen sich die Werbeaussagen zu bestätigen. Die Stromaufnahme der Rührwerke sank tatsächlich und die Schwimmdecke wurde kontrollierbarer. Nach wenigen Wochen zeigte sich jedoch, dass der Effekt nicht von Dauer war. Um einen Effekt zu bekommen, mussten immer mehr Enzyme zugegeben werden, so, als ob die Fermenterbiologie süchtig nach Enzymen geworden wäre.
Es gibt inzwischen recht umfangreiche Abhandlungen zum Enzymeinsatz. Darin ist belegt, dass Enzyme nicht mehr Biogas machen. Das ist auch logisch. Warum sollen die Bakterien Energie verschwenden, um Enzyme zu produzieren, wenn ein Anderer das für sie macht und teuer dafür bezahlt.
Das Problem der Enzymzugabe liegt darin, dass mit der Zeit eine Adaption der Fermenterbiologie stattfindet. Es bleiben nur noch die Bakterien übrig, die das von den Enzymen vorgefertigte Futter verarbeiten können. Ändert sich das Futter, gibt es Probleme, weil die Fermenterbiologie nicht mehr so robust ist wie bei einer gut trainierten Bakterien-Mannschaft.
„Enzyme machen die Bakterien faul”
Enzyme sind kurzfristig geeignet zur Viskositätssenkung und eventuell zur Schwimmdeckenbekämpfung. Sie sollten aber wirklich nur im Notfall eingesetzt werden. Beides (Viskositätssenkung und Schwimmdeckenvermeidung) können Sie als Betreiber aber auch haben, wenn Sie einen Separator einsetzen, den Fermenterablauf ausreichend separieren und das Prozesswasser aus der Separation in den Fermenter zurückführen. Die abgetrennten Fasern sind weitgehend inert und machen kaum noch Biogas, können aber keine Schwimmdecken mehr bilden und die Viskosität nicht mehr steigern, wenn sie raus sind. Dafür ist der abgetrennte Feststoff ein guter Dünger.
Enzyme sind hochspezialisierte Werkzeuge, die entsprechend eingesetzt werden müssen. An der richtigen Stelle intelligent eingesetzt, können Enzyme Wunder bewirken. Im Fermenter haben extern hergestellte Enzyme aber nichts verloren. Aus meiner Sicht gibt es bessere Methoden als Enzyme in die Fermenter zu werfen, da die Enzyme
- die Bakterien faul und süchtig machen
- kaum Biogasmehrertrag entsteht
- die anderen Vorteile wie leichteres Rühren und Schwimmdeckenkontrolle besser erreicht werden können
- und sich der Enzymeinsatz für den Betreiber in der Regel nicht rechnet.
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